Die Anwendung des Symptomenlexikons
Vierteilige systematische Ausbildung

Hahnemann in einem Brief an Bönninghausen vom 21.08.1834:
„So Gott will, wird Jahr das Symptomen-Lexikon ausarbeiten, und ich werde dazu beitragen, was ich kann. Er hat Talent dazu und einen eisernen Fleiß. Ein ungeheures, aber köstliches Werk wird es werden.“

Fotografin: Nadine Pernath

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

nun hat es doch noch 170 Jahre gedauert, bis Hahnemanns Wunsch nach einem Symptomenlexikon endlich in Erfüllung ging. Zu Lebzeiten hatte er bereits einen handschriftlich geführten, jedoch noch unvollständigen Prototypen verfasst. Im Gegensatz dazu stellten Repertorien für ihn nichts anderes als „Winke auf die vorhandenen Arznei-Prüfungen“ dar und er wusste, dass „nur ein Lexikon vollständigere Auskunft dem Suchendem geben könne, wie er am 30.06.1834 in einem Brief an Bönninghausen schrieb (Stahl 1997: 102). So beauftragte er seinen Schüler und Kollegen G.H.G. Jahr, ein solches Symptomenlexikon zu verfassen. Dieser scheiterte jedoch an dem Umfang der Datenmenge, die seinerzeit vollständig manuell zu sortieren und auf diese Weise nicht zu bewältigen war. Im 19. und 20. Jahrhundert in Vergessenheit geraten, griff der deutsche Heilpraktiker Uwe Plate die Idee des Symptomenlexikons 1984 wieder auf und veröffentlichte es nach zwanzigjähriger Arbeit 2004 vorerst in Buchform. Inzwischen liegt es ausschließlich als digitales Programm vor.

Mit diesem Symptomenlexikon (SL) lässt sich die charakteristische Wirkung der Arzneien – auf die es allein ankommt – mit einer bisher nicht gekannten Sicherheit und Exaktheit in Erfahrung bringen und für die Similebestimmung in der Praxis anwenden. Vorraussetzung dafür ist eine Einweisung in das Homöopathieverständnis Hahnemanns, denn zur Überraschung der Seminarteilnehmer stellt sich oftmals heraus, dass der heutige Ausbildungs- und Wissensstand der Ärzte und Heilpraktiker überwiegend von Kents Vorstellungen über die Homöopathie geprägt ist bzw. durch sogenannte moderne Strömungen, welche Kents Ideen weiterführten. In den vier Ausbildungsmodulen zur Anwendung des Symptomenlexikons werden die theoretischen und methodischen Unterschiede zu Hahnemann und seinen engsten Mitarbeitern Jahr, Bönninghausen und Hering auf der einen Seite und dem heutigen Homöopathieverständnis auf der anderen Seite herausgearbeitet und aufgezeigt, welche weitgehenden Konsequenzen dies für die eigene konkrete Praxistätigkeit hat.

Michael Kohl, seit 1984 ausschließlich homöopathisch arbeitender Heilpraktiker aus Erlangen, ist einer der erfahrensten Anwender des Symptomenlexikons und bietet seit 2005 regelmäßig SL-Seminare an.

Systematische Ausbildung

Vierteilige Seminarreihe: SL I – IV | Kurse/Supervision zur Vertiefung

Die Systematik der Ausbildung besteht erstens in der Schulung der Methodik in vier aufeinander aufbauenden und klar strukturierten Modulen, und zweitens in der Vertiefung des Erlernten. Darüber hinaus wird dazu angeregt, bereits im Vorfeld der Seminare im Selbststudium bestimmte Organon-Paragraphen zu vertiefen und einige Fälle auszuarbeiten. Diese Fälle können auf dem Seminar gemeinsam besprochen werden, was eine große Übungsmöglichkeit für die Teilnehmer darstellt.

Dieses Konzept ist ausgereift und trägt dafür Sorge, dass der Weg der Similebestimmung für jeden nachvollziehbar wird, dass das Symptomenlexikon von den Teilnehmern sicher, zielgerichtet und zweckmäßig angewendet werden kann und – was das Wichtigste ist – sich die neu erlernte Methode in der eigenen Praxis genauso bewähren kann, wie beim Referenten und den Supervisoren. Das bestätigen wiederholt die Rückmeldungen der Seminarteilnehmer.

1. Methodik der Similefindung

Schritt für Schritt wird die Arbeit mit dem SL dargestellt. Anhand vieler eigener Fälle aus der Praxis Michael Kohls wird die Vorgehensweise zur richtigen Arzneiwahl bebildert und nachvollziehbar gemacht:

  • Arbeitsmittel: Zu Beginn werden die Arbeitsmittel gesichtet. Es wird dargelegt, welche überhaupt zuverlässig sind und wie sich das überprüfen lässt.
  • Anamnese: Es folgt das Einüben einer an Prüfungssymptomen ausgerichteten Anamnese, die sich sehr von der gewohnten Vorgehensweise unterscheidet. Kenntnisse über die Auswertung der Anamnese, die anschließende Hierarchisierung und die Übersetzung in die Sprache der Arzneiwirkungen sind die nächsten Bausteine.
  • Charakteristische Symptome: Es wird der Abgleich zwischen den charakteristischen Patientenbeschwerden und den charakteristischen Arzneiwirkungen gelehrt, ganz genauso wie Hahnemann es im Organon (§§ 153/154) beschreibt.
  • Folgeverordnungen: Informationen über die verschiedenen Wirkungsmöglichkeiten einer Arznei ermöglichen die richtige Einschätzung eines Fallverlaufs und die Folgen für die Zweitverschreibung sowie weitere Verordnungen. Es wird gelehrt, wie man Erst- und Spätverschlimmerungen sowie das unbeabsichtigte Auftreten von Prüfungssymptomen während der Kur erkennt, auseinander hält und wie man zweckmäßig darauf reagiert.
  • Dosologie: Den Abschluss bildet die Gabenlehre, also das Wissen über die Verabreichung homöopathischer Arzneien. Dabei wird anhand ausgewählter Beispiele das gesamte Spektrum der Dosierungsvarianten betrachtet und wie man sie auch in kniffligen Fällen an den jeweiligen Zustand des Patienten anpasst – sowohl bei Überempfindlichkeit eines Patienten als auch bei Reaktionsstarre oder im akuten Schub eines Migräneanfalls, um diesen abzufangen.
  • Kasuistik: Die große Stärke des SL zeigt sich – im Vergleich zu anderen homöopathischen Werkzeugen – in einer deutlich erhöhten Verschreibungssicherheit. Schließlich steigen die Heilerfolge in dem Maß, wie die Arzneiwirkungen der einzelnen Mittel mit immer größerer Sicherheit herausgearbeitet werden können.Am jeweils zweiten Seminartag stellt Michael Kohl zahlreiche Fälle aus seiner eigenen Praxis vor. Die Kasuistik umfasst akute und chronische Krankheiten, letztere zum Teil mit fortgeschrittener Pathologie, wie z.B. ein Aneurysma dissecans, eine kutane Leishmaniose mit ulcerösem Verlauf und eine Colitis ulcerosa. Sämtliche chronischen Fälle wurden vier Jahre nachbeobachtet und waren ohne Rückfall geblieben – gemäß einer alten Forderung Bönninghausens, um die Güte der Heilung einer chronischen Krankheit zu beurteilen. Dem Referenten geht es bei der Vorstellung und Besprechung seiner Fälle darum, jeden Arbeitsschritt einfach und für alle nachvollziehbar so zu erklären, bis am Ende für jeden Teilnehmer die Wahl des gegebenen Similes klar feststeht.
  • Ausbildungsmaterial: Zu jedem Ausbildungsmodul wird ein umfangreiches Skript ausgehändigt, das die wichtigsten methodischen Grundlagen übersichtlich zusammenfasst. Es enthält die besprochene vollständige Kasuistik, einschließlich der Fallauswertungsbögen, sodass alle Fälle in Ruhe nachgearbeitet werden können.

Wiederholung einzelner Seminare ist sinnvoll: Die Module dieser Seminarreihe können einzeln wiederholt werden. Es hat sich gezeigt, dass eine Auffrischung der Grundlagen oftmals hilfreich ist, besonders wenn die Seminarreihe schon einige Jahre zurückliegt. Nachdem bereits geraume Zeit mit dem SL gearbeitet wurde, kann man die Hinweise und Anweisungen zur Anwendung des Symptomenlexikons durch eine Wiederholung in der Regel präziser verstehen bzw. weitere Aspekte bemerken, die bei der ersten Teilnahme in der Fülle der Informationen vielleicht noch nicht wahrgenommen wurden. Darüber hinaus schreitet die SL-Forschung weiter voran und die neu gewonnenen Erkenntnisse werden fortlaufend in die bestehenden Seminare eingearbeitet. Eine Wiederholung wird somit Vertiefung und Weiterbildung zugleich.

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2. Vertiefung des Erlernten

Das Team Michael Kohls bietet Refresher- und Jahreskurse sowie Supervisionen an verschiedenen Orten an, um den Teilnehmern der Seminare die Möglichkeit zu geben, das Erlernte einzuüben, Fragen zu klären und schwierige Fälle aus den eigenen Praxen zu besprechen. Dafür stehen ausgezeichnete Homöopathen zur Verfügung, die durch ausschließliche Anwendung des Symptomenlexikons und lange Praxiserfahrung versiert durch Schwierigkeiten führen und Hindernisse abbauen.

Angebote: Auffrischung und Vertiefung